Eine Kleine Kirchengeschichte der Kirchengemeinden Eddesse - Dedenhausen

(ausgearbeitet für das Internet von Olaf Lahmann / Layout Carsten Duka)

Untertitel: “Gott schreibt auch auf krummen Linien gerade!“

Am 24. August ( Bartholomae ) 1301 legten die fünf adeligen Herren von Eddesse und Dedenhausen die beiden Kirchengemeinden unter einem Pfarramt zusammen, weil jeder für sich keinen Pfarrer unterhalten konnte. Die Adeligen statteten die Pfarre mit Ländereien aus, mit denen der Pastor wirtschaften und auskommen musste. Die Ab-hängigkeit des Pastors von seinen Patronatsherren ist nicht zu leugnen, obwohl es auch immer Pastoren gegeben hat, die sich gegen die Adeligen Herren aufgelehnt haben.

Der erste uns bekannte Pfarrer ist Johannes Wulf. ER starb 1495. Sein Nachfolger war Heinrich Heidecke der 1524 starb.

Mit Bernward Thimann (1525–1575 )kommt der erste evangelisch lutherische Pastor in die Gemeinden Eddesse – Dedenhausen. Er war 50 Jahre Seelsorger der beiden Orte. Ihm folgte Anton Bolmeier (1576–1612), der unerschrocken gegen den Patron prozes-sierte, der eigenmächtig die Fuhse umreguliert hatte und damit die Fischgründe des Pastors trockengelegt hatte.. Das mag ein Hinweis sein, wie sehr die Menschen damals in unseren Dörfern vom Fischfang aus der Fuhse und dem Eddesser See lebten.

Pastoren auf dem Lande musste halbe Landwirte sein, wenn sie überleben wollten. Für Schöngeister war das Dorf nichts.

In der Zeit des dreißigjährigen Krieges amtierte Heinrich Flohr (1612–1658) in Eddesse und Dedenhausen. Mit seinen Gemeindegliedern führte er ein jämmerliches Dasein, hart am Existenzminimum. Marodierende und plündernde Soldaten zogen durchs Land. In der Kirche zu Dedenhausen sollen sie mit ihren Pferden campiert haben. Die Pferde fraßen aus dem Taufstein ihr Futter.

Nach diesem verheerenden Krieg hatten die Pastoren Bauermeister (1672–1684) und Heinrich Theune (1684–1720) harten Wiederaufbau zu leisten, sowohl geistlich – seelisch , wie baulich – wirtschaftlich.

Im 18. und 19. Jahrhundert gab es immer Pastorenüberschuss. Viele Pastoren waren lange Zeit erst als Hauslehrer tätig . So kann man verstehen, dass bei einer Stellenausschreibung auch mal mit Bestechungsgeldern gearbeitet wurde. Die Mutter von Johann Wilhelm Meyer (1720–1730) hatte, ohne sein Wissen, den Patron mit 100 Talern bestochen. Bevor es zum Prozess kam, starb Meyer auf einer Dienstreise nach Hannover.

Meist amtierten die Pastoren ziemlich lange in einer Gemeinde, nicht Pastor Conrad Bortfeld.(1731) Er war nur 30 Wochen Pastor von Eddesse und Dedenhausen. Trotzdem hat er nachhaltige Spuren hinterlassen. Mit ihm beginnen unsere uns erhaltenen Kirchenbücher. (Tauf- Konfirmations– Trau- und Beerdigungsbücher)

Da er im Herbst nach Steinwedel wechselte, nahm er die um Martine fälligen Erntegaben mit, und sein Nachfolger Conrad Rosenhagen (1732–1735)konnte sehen, wie er die Monate bis zur nächsten Ernte durchkam. Rosenhagen starb schon mit 32 Jahren

Lange Jahre diente Bernhard Petrosilius (1735–1782) den beiden Gemeinden. Von ihm wird berichtet, dass er mit Erfolg gegen den Patron prozessiert hat und es durch seine zupackende Art zu einem „gewissen Wohlstand“ gebracht hat

Das kann man von Magnus Volger nicht sagen(1779–1782) Er und seine Söhne gehen als Säufer in die Analen ein.

Einen schweren Stand hatte August Baumeister (1809–1837) Durch die Unachtsamkeit seiner Frau war ein Großbrand entstanden. Halb Eddesse brannte 1811 nieder ...

Wenige Jahre später wurde die Kirche baupolizeilich gesperrt. Auch das lastete man dem Pastor an, dennoch hat er entscheidend den Neubau der Eddesser Kirche vorangetrieben (1836 1839). Die Wiedereinweihung im Advent 1839 hat er leider nicht miterlebt. Diesem tatkräftigen „Bauherrn“ folgte eher ein Gelehrter, Carl Ernst (1837–1857). Dank seiner chronistischen Tätigkeit wissen wir überhaupt etwas aus unserer Vorgeschichte. Er war übrigens ein Freund des Erweckungspredigers Ludwig Harms und mit ihm ein Gegner des Rationalismus. Seine theologisch konsequente Linie führte zu Spannungen in der Gemeinde Eddesse, so dass er der einzige Pastor war, der nach Dedenhausen zog und daselbst auch begraben wurde. Nachfahren von ihm sollen heute hohe Beamte im Weißen Haus in Washington sein.

Die Pastoren Busse (1857–1865), Parisius (1865–1878) und Wilhelm Homann (1880 -1884) waren nur relativ kurz in den beiden Gemeinden. Unter Busse wurde die Schule in Dedenhausen 1858 neu gebaut. Dem letztgenannten Wilhelm Homann wurde seine Liebe zur Volksmusik zum Verhängnis. Er hatte in einer Abendmusik Volkslieder in der Kirche singen lassen, das war dem Kirchenvorstand nicht genehm , die Kirche war entweiht worden und Pastor Homann musste gehen.

Sein Nachfolger war Karl Ludwig Vulmahn. (1885–1929) Er prägte die Gemeinden 44 Jahre. Er war von kräftiger Statur und ein gestrenger Zuchtmeister der Jugend.

Im 1. Weltkrieg unterhielt er per Brief seelsorgerlichen Kontakt zu seinen ehemaligen Konfirmanden an der Front. Er setzte sich dafür ein, dass die Kriegerwitwen umgehend ihre Kriegerwitwenrente bekamen, denn damit hatte man es offensichtlich überhaupt nicht eilig. Als er 1929 starb hieß es in der von ihm herausgegebenen Heimatglocke:

„Eine Säule des Kirchenkreises Sievershausen ist dahingegangen.“

Im sogenannten 3. Reich war Georg Willy Klöpper (1932 – 1946) Pastor von Eddesse und Dedenhausen. Er war ein wackerer Streiter gegen den ideologischen Wahnsinn der Nationalsozialisten. Das ist kaum gewürdigt worden.

Die turbulenten Nachkriegsjahre wurden von Pastor Biella (1947 – 1951) mit viel Einsatz gemeistert. Selbst Flüchtling hatte er viel Verständnis für ihre Probleme und setzte sich für sie und für die Gemeinde tatkräftig ein. Er verließ die Gemeinde 1951.

Ihm folgte Werner Hartleben ( 1951–1969 ). Er war ein zurückhaltender und bescheidener Mann. Seinen seelsorgerlichen Dienst hat er treu versehen und die kirchlichen Liegenschaften und Gebäude geordnet hinterlassen. Sein gewissenhafter und treuer pastorale Dienst ist von den meisten nicht gesehen worden.

Als letzter Pastor von Eddesse - Dedenhausen (1972–2007 ) amtierte Michael Münter.

Er hat mit seiner Frau und seinen drei Kindern die Musik in den beiden Gemeinden sehr gepflegt und damit das Gemeindeleben und die Gottesdienste geprägt. In seiner Amtszeit konnte das alte Pfarrhaus zu einem schönen Gemeindehaus umgebaut werden, die Kirche in Dedenhausen grundsaniert und renoviert werden und das neue Pfarrhaus gebaut werden, das leider die längste Zeit Pfarrhaus war.

Mit der Pensionierung von P. Münter im Herbst 2007 wird die Pfarrstelle Eddesse gestrichen und das Pfarramt neu geordnet.

Eddesse wird Kirchengemeinde unter dem Pfarramt Abbensen und Dedenhausen unter dem Pfarramt Eltze.

Dieser Schritt ist den Verantwortlichen nicht leicht gefallen. Die Sachzwänge machten diesen Beschluss unumgänglich. Es besteht kein Grund zum Jubeln, aber wie die bisherige Kirchengeschichte von Eddesse und Dedenhausen zeigt.

„Gott schreibt auch auf krummen Linien weiter!“

Organisationsformen mögen sich ändern, aber der HERR der Kirche bleibt der ewig TREUE und uns Menschen zugewandt.

Verfasser: Michael Münter Pastor von Eddesse – Dedenhausen 2007