Die Weltreligionen einmal einfach erklärt:

(für das Internet verfasst von Olaf Ackermann-Lahmann)

 

Während der sechs Jahre im Kirchenvorstand in Abbensen habe ich mir auch viele Gedanken über andere Religionen gemacht.

Doch wie soll man ein so umfangreiches Thema kurz und einfach – ja so einfach, dass es auch Kinder verstehen – aufarbeiten?

In den folgenden Absätzen werde ich mein bestes versuchen und hoffe, dass es für Euch nicht zu langweilig erscheinen wird.

 

Alte Religionen:

 

In allen Religionen geht es um einen, oder mehrere Götter und um den Glauben der Menschen.

Die Ägypter haben z.B. ihre Toten „eingewickelt“ – mumifiziert, damit die Toten besser in ihr nächstes leben kommen. Aber wie ist es im „nächsten Leben“. Wie sieht es dort aus? Und wie kommt man da hin? Und wer bestimmt das?

Diese Fragen gibt es, seit dem es Menschen gibt. Woher kommt der Mensch und wer hat die Welt erschaffen? Warum sind wir hier? Was passiert, wenn ein Mensch stirbt?

Mit all diesen Fragen geschäftigen sich die vielen Religionen der Menschheit. Und alle haben unterschiedliche Antworten auf diese Fragen.

Aber eins haben alle Religionen gemeinsam: Den Glauben an eine höhere Macht, die unser Leben beeinflusst und ihm einen Sinn gibt.

Sie alten Ägypter, Römer und Griechen glaubten an mehrere Götter. Die alten Griechen hatten 12 Götter, die auf dem Olymp lebten. Diese lenkten im Universum alles, was es so gibt im Himmel und auf der Erde. Deshalb durfte man sie nicht wütend machen, weil sie sich sonst mit Sturm, Feuer oder Überschwemmungen rächen würden. Die Menschen bauten also Tempel, die eine Art „Wohnung für die Götter“ sein sollten. Dort beteten sie zu den Göttern und brachten ihnen Geschenke, um sie bei guter Laune zu halten.

Die Ägypter glaubten auch an einen Ort, zu dem sie nach ihrem Tod gelangen würden. Diesen nannten sie „Jenseits“ (nah, kennen wir diesen Ausdruck nicht?).

 

 

Buddhismus:

 

Buddhisten glauben als eine von wenigen Weltreligionen an keinen Gott/vielen Götter. Sie leben nah den Regeln Buddhas. Buddha heißt so viel wie: Der Erleuchtete.

Er ist so etwas wie ein Vorbild für die Buddhisten!

Eigentlich war Buddha ein normaler junger Mann namens „Sigarta Gantama“. Er lebte vor etwa 2500 Jahren im Norden von Indien und war der Sohn eines reichen Fürsten. Obwohl er wohlhabend war und alles besaß was man besitzen konnte, fühlte er, dass ihm etwas fehlte. Da er nur das Leben im Palast kannte, begann er auch das Leben außerhalb des Palastes zu erforschen und machte Ausflüge in die Umgebung. Was er entdeckte entsetzte ihn. Er sah kranke und arme Menschen und erfuhr, dass Menschen leiden und auch sterben. Das machte ihn nachdenklich. Er wollte herausfinden, warum Menschen leiden und wie man dieses Leid verhindern kann. Sidarta verließ den Palast, kleidete sich wie ein Bettler und machte sich auf die Suche nach einem „Meister“, der ihm die Geheimnisse eines glücklichen Lebens erklären konnte. Aber er fand keinen. Er beschloss zu fasten, also kaum etwas zu essen und zu trinken, um auf diesem Wege herauszufinden, wie sich arme Menschen fühlen und wie man das Leiden beenden könnte. Er fastete viele Jahre und wurde immer dünner und schwächer. Aber einen Weg aus dem menschlichen Leiden konnte er nicht finden, also ließ er das Fasten sein.

Er fing an zu meditieren und dachte über die „Weltprobleme“ nach.

Als er eines Tages unter einem Baum saß und meditierte, fiel es ihm plötzlich ein: Das Leiden wird durch die menschliche Gier verursacht. Wer immer mehr will und nicht zufrieden ist, wird unglücklich. Wer es schaffen würde, die Verantwortung für seine Taten zu übernehmen, der würde auch glücklich werden.

Seine Lehre soll nur eine Anleitung für ein erfülltes Leben sein!

Der Buddhismus lehrt, dass wir Menschen aus einem früheren Leben wiedergeboren werden. Wenn wir sterben, werden wir einfach in ein neues Leben wiedergeboren. Jeder Mensch hat also mehrere Leben und mehrere Tode. Es erfolgt also eine Wanderung von Wiedergeburt zu Wiedergeburt. Man kann als Mensch, aber auch als Tier wiedergeboren werden.

Die Buddhisten sagen, dass die wichtigste Eigenschaft, die man in seinem Leben lernen kann, das Mitgefühl ist. Man sollte also nicht nur an sich, sondern auch an andere denken und freundlich und hilfsbereit sein – auch zu Tieren!

Tut man Gutes, so ist die Wirkung gut! Wenn man freundlich und hilfsbereit ist, so sind auch andere meistens freundlich zu einem. Ist man jedoch gemein, so wird die Wirkung negativ sein.

Je mehr Gutes man also tut, umso mehr Gutes wird einem selbst widerfahren.

Und um so mehr Gutes man vor seinem Tod getan hat, umso leichter hat man es im nächsten Leben. Das höchste Ziel eines Buddhisten ist es also, dem ewigen Kreislauf von Leben und Tod einmal zu entkommen und ins Nirwana zu gelangen. Dieses ist erreicht, wenn ein Mensch keine Wünsche mehr hat und nicht mehr leidet. Er ist dann absolut Glücklich und in sich zur Ruhe gekommen.

Buddha hat hierzu den „mittleren Weg“ (auch achtfacher Pfad genannt) vorgeschlagen. Er verläuft in der Mitte zwischen Reichtum und Armut. Wer diese acht Regeln einhält, kommt der „ewigen Ruhe“ sehr nahe. Darum ist das Symbol des Buddhismus auch ein Rad mit acht Speichen. Diese stellen den achtfachen Pfad da.

 

Hinduismus

 

Der Hinduismus ist eine sehr alte Religion, die sich vor über 4000 Jahren entwickelt hat. Sie ist aus vielen religiösen Vorstellungen der Inder entstanden, die damals lebten. Der Hinduismus ist eine ganz große Religion, weil in Indien so viele Menschen leben.

Aufgrund dieses Ursprungs hat dieser Glaube auch viele Götter. Die Hindus glauben an das „Ewige Gesetz“. Es regelt den Lauf der Welt, ist aber auch ein Weg zu leben. Jeder Hindu geht dabei seinen eigenen Weg. Deshalb darf er einen oder mehrere oder auch gar keinen Gott verehren (z.B. Schiwa, den Weltzerstörer – er ist einer der drei höchsten Götter und hat vier Arme / Brahma, der Weltschöpfer – er hat vier Gesichter, weil er die Welt mit den vier Himmelsrichtungen erschaffen hat / Wischnu, der Gott der Erhaltung der Welt / der Elefantengott Ganescha wird zum Schutz auf Reisen angebetet, oder vor einem Umzug / Krischna = die Wiedergeburt von Wischnu). Hindus haben zwar zahlreiche Tempel, in denen sie zu ihren Göttern beten können, jedoch hat jeder Haushalt auch einen eigenen „Haustempel“ in seiner Wohnung, an dem sie genau die Gottheit huldigen, die ihnen als wichtig erscheint.

Da der Buddhismus sich auf den Hinduismus aufgebaut hat, glauben die Hindus auch eine Wiedergeburt als Mensch und als Tier. Um hier den Kreislauf unterbrechen zu können, muss man sich nach den „Weden“ richten, so heißen die ältesten heiligen Texte der Hindus, die aus unzähligen Gedichten, Gebeten und Zaubersprüchen bestehen.

Das „Lichterfest“ der Hindus findet mehrere Tage Ende Oktober/Anfang November statt. Als ich 2011 in Indien war, konnte ich es selbst miterleben und war gerade von den nächtlichen Feuerwerken verzaubert. Es findet zu Ehren der Frau von Wischnu statt. Die Göttin besucht an diesen Nächten jedes erleuchtete Haus.

 

 

Christentum, Judentum und Islam

 

Im Christentum, sowie im Judentum und im Islam, glaubt man nur an einen Gott. Diese drei großen Weltreligionen sind also Monotheisten (griechisch = Monos heißt allein, Theos heißt Gott).

Die Weltreligionen heißen so, weil sie in einem Großteil der Welt vertreten sind. Alle drei Religionen haben ein „Heiliges Buch – die Heilige Schrift“, in der sich ihr Gott ihnen mitteilt. Deshalb nennt man sie oftmals auch „Buchreligionen“.

Bei uns im Christentum heißt dieses Buch „Bibel“ (griechisch = Buch). Im Islam heißt das Buch „Koran“  und die Juden haben die „Tora“.

 

Judentum:

Das Judentum ist die älteste der drei Religionen. Das Judentum entstand vor etwa 4000 Jahren, in dem Gebiet, wo heute Israel und Jordanien liegen. Die Juden selbst bezeichnen sich auch als „Volk Israel“. Die meisten Juden leben heute als Minderheiten überall in der Welt in den Ländern, deren Staatsbürgerschaft sie haben. Nur in Israel ist die Mehrheit der Bewohner jüdischen Glaubens. Nach dem Glauben der Juden war Abraham der erste, der nur an einen Gott glaubte. Mit ihm schloss Gott einen Vertrag:

Er versprach, die Nachkommen Abrahams zu einem großen Volk zu machen und ihnen das gelobte Land zu geben. Bedingung: Abraham durfte nicht mehr an die vielen Götter seines damaligen Volkes, sondern nur noch an den einzigen Gott glauben!

In der „Tora“ ist diese Geschichte nachzulesen. Die Juden glauben und hoffen, dass Gott eines Tages jemanden auf die Erde schickt, der allem Bösen und Ungerechten und aller Gewalt ein Ende macht. Er soll ein Reich des Friedens bringen – der Messias (griechisch = Christus)!

In der Tora stehen auch Regeln, nach denen die Gläubigen leben sollen. Auch die 10 Gebote stehen in diesem Buch. Diese Regeln, die Moses von Gott erhielt, stehen auch in der Bibel, wie noch vieles mehr. Die Bibel hat diese in dem „Alten Testament“ übernommen.

Der Versammlungsort der Juden heißt Synagoge. Hier liest der Rabbi aus der Tora vor.

Wenn es viele Gemeinsamkeiten zum Christentum bestehen, so gibt es aber auch Unterschiede:

Das Judentum kennt andere Feste als das Christentum. Viele ihrer Feste erinnern an geschichtliche Gegebenheiten. Das Passahfest erinnert an den Auszug der Israeliten aus Ägypten. Es ist ein achttägiges Fest im Frühjahr. Das jüdische Neujahr wird im Herbst gefeiert. Zehn Tage später ist der „Versöhnungstag“, da fasten die Erwachsenen und gehen täglich zum Gebet in die Synagoge. Und Ende November gibt es noch das achttägige „Lichterfest“, dann bekommen die Kinder Geschenke und Süßigkeiten.

Mit 13 Jahren werden die jüdischen Kinder bei einem Fest in der Synagoge in die Glaubensgemeinschaft aufgenommen.

 

Christen:

In der evangelischen Kirche kann man dieses vergleichen mit der Konfirmation und in der römisch katholischen Kirche mit der Kommunion. Heute unterteilt sich unsere christliche Kirche nämlich in drei große Gruppen:

-          die katholische Kirche

-          die protestantische Kirche und die

-          orthodoxe Kirche

Alle drei haben gleiche Glaubensgrundsätze, aber es gibt unterschiedliche Arten diese auszudrücken. Trotzdem sind alle Christen, weil sie an Jesus Christus glauben.

Jesus war ein Prediger und Lehrer, der vor mehr als 2000 Jahren in Palästina (ungefähr, wo heute Israel ist) lebte. Jesus selbst wurde als Jude geboren. Als er ca. 30 Jahre alt war, begann er als Wanderprediger durch Palästina zu ziehen. Damals gab es dort viele Wanderprediger, die die Menschen daran erinnerten, die Gebote Gottes einzuhalten.

Jesus lehrte den Menschen jedoch, dass Gott – ohne Ausnahme – alle Menschen liebt. Auch wenn sie die Gebote nicht immer einhalten. Gleichgültigkeit, Hochmut und Gewalt lehnte Jesus ab. Er forderte die Menschen auf, gute Taten zu tun und andere Menschen zu lieben. Wenn die Menschen ihre schlechten Taten bereuen würden, würde Gott ihnen verzeihen. Nicht den Starken, sondern den Friedfertigen gehört die Welt.

Viele Menschen sahen in Jesus den Erlöser/Messias, der in der Tora angekündigt wurde.

Das Wort „Messias“ stammt aus dem griechischen und bedeutet Christus. Die Menschen, die an Jesus (den Messias) glauben, werden daher Christen genannt. Er ist für sie der „Sohn Gottes“.

Jesus gewann immer mehr Anhänger. Den römischen Besatzern von Palästina gefiel das überhaupt nicht. Sie hatten Angst, dass Jesus das Volk gegen die Römer aufhetzen würde. So verhafteten sie ihn, als er mit seinen 12 Jüngern nach Jerusalem kam und verurteilten ihn zum Tode am Kreuz (was damals eine gängige Weise war). Dieses Kreuz ist zum Symbol des christlichen Glaubens geworden.

Nach dem jüdischen Glauben sind alle Menschen mit Schuld beladen. Jesus hat bei seiner Kreuzigung diese Schuld auf sich genommen und büßt diese Schuld aller mit seinem Opfertod.

Jesus Jünger fanden dessen Grab, zwei Tage nach seinem Tod, leer vor. Dafür erschien ihnen Jesus wenig später als lebendiger, widerauferstandener Mensch mehrmals in den folgenden 40 Tagen. Er sandte seine Jünger aus und gab ihnen den Auftrag, seine Lehren zu verbreiten und den Menschen von seinem Tod und seiner Auferstehung zu berichten.  Am 40 Tag nach seinem Tod, ist Jesus in den Himmel aufgefahren und zu Gott zurückgekehrt.

Die 12 Jünger, auch Apostel (Bote) genannt, zogen aus, um die Lehre über das ganze römische Reich zu verbreiten. Vier von ihnen sollen angeblich die „Evangelien“ (griechisch = Gute Nachricht/Frohe Botschaft) verfasst haben. Diese stellen in unserer Bibel das „Neue Testament“ da.

Während der Gottesdienste wird aus den Evangelien gelesen.

Ostern ist eines der wichtigsten Feiertage des Christentums. Zu Ostern wird die Auferstehung von Jesus gefeiert.

Christen glauben, dass es ein „Ewiges Leben nach dem Tod“ an der Seite Gottes geben wird, wenn man christliches Verhalten – also Nächstenliebe – gelebt hat.

 

Islam:

Islamische Kinder gehen nicht in den Konfirmandenunterricht, sondern in die Koranschule. Sie heißen Muslime. Der Prophet des Islam heißt Mohammed. Er wurde um 570 nach Christus in Mekka, in Arabien geboren und war ein Kaufmann. Er war wohlhabend und führte ein gutes Leben. Je älter er wurde, desto mehr stellte er fest, dass ihm in seinem Leben etwas fehlte und suchte Ruhe in den Bergen in der Nähe von Mekka. Als er 40 Jahre alt war, erschien ihm dort eines Nachts der Engel Gabriel und gab ihm die Aufgabe, den Menschen Gottes Botschaft zu verkünden.

Die Menschen lernten diese „Offenbarungen“, die Mohammed ihnen erzählte auswendig oder schrieben sie auf. So entstand der Koran. Der Koran ist das d i r e k t e Wort Gottes, welches durch Mohammed überliefert wurde. Der Gott der Muslime heißt Allah.

Der Koran ist nicht nur eine „Heilige Schrift“, sondern auch eine Art Gesetzbuch für das Alltagsleben. Der Islam ist also nicht nur eine Religion, sondern eine Lebensweise, die nicht zwischen Alltag und Gottesdienst unterscheidet. Der Koran regelt also das ganze Leben! Der Islamische Kalender regelt sich nach dem Mond und so fallen die Feiertage auch jedes Jahr anders. Das „Zuckerfest“ am Ende der Fastenzeit erinnert auch hier an andere Glaubensfeste. Hier bekommen die Kinder Geschenke.

Die fünf Säulen des Koran sind die wichtigsten Regeln im Islam. Die erste Säule ist das Glaubensbekenntnis, die zweite Säule sind die Pflichtgebete. Die Dritte ist, dass man armen Menschen etwas abgibt. Die vierte Säule ist das Fasten am Ramadan und die fünfte Säule besagt, dass jeder Muslim einmal in seinem Leben nach Mekka pilgern soll – wenn er kann. Dort steht die Kabah, das wichtigste Heiligtum des Islam. Sie ist ein würfelförmiges Gebäude, das sich im Innenhof einer Moschee in Mekka befindet.

Muslime beten fünfmal täglich mit dem Gesicht in Richtung Mekka.

 

 

Kommentar:

 

Auch wenn ich weiß, dass ich hier nur einen Anriss der Religionen gemacht habe, hoffe ich, dass es etwas zum Nachdenken angeregt hat.

Es zeigt sich, dass sich alle Religionen ähneln. Natürlich gibt es, wenn man ins Detail gehen würde auch Unterschiede. Diese sollten jedoch nicht so groß sein, dass man sich deshalb gar bekämpfen muss. Zwar habe ich im Islam, als einzige Glaubensrichtung, von „Bekämpfung“ lesen müssen, doch wird in allen Glaubensrichtungen die Liebe und Achtung des Anderen gepredigt. In allen ist es wichtig „nicht zu nehmen“, sondern hauptsächlich „zu geben“.

Für mich ist es wichtig, dass jeder Mensch das Recht hat, auf seine Weise an seinen Gott zu glauben. Einen anderen Menschen zu verachten, nur weil er einen anderen Glauben hat, hat in der Geschichte schon für viel Leid, Tod und Hass gesorgt.

Jeder Mensch sollte sich ein einziges Wort verinnerlichen. Es heißt:

 

                                                            Toleranz

 

(man akzeptiert jeden Menschen so, wie er nun einmal ist!).

Zeigt Euch interessiert. Geht auf einander zu, denn man kann immer von einander lernen.