Die Geschichte der Weltausstellung:

(für das Internet erarbeitet von Olaf Ackermann-Lahmann)

 

Zwischen der Weltausstellung 1851 im Londoner Kristallpalast und der EXPO 2000 in Hannover haben 59 weitere Veranstaltungen dieser Art stattgefunden. Insgesamt 13 Staaten folgten der Erwartung, mit dem Vehikel „Weltausstellung“ Ziele zu erreichen, die sich ohne Weltausstellung schwerer erreichen lassen. England und Frankreich haben sich je sechsmal auf dieses Feld begeben, Belgien neunmal, die USA sogar siebzehnmal, andere wie Spanien, Japan oder Kanada zweimal – und in Japan fand nun sogar 2005 erneut eine Ausstellung statt.

Hannover ist die 34. Weltausstellungsstadt.

Der „Stoff“, um den sich die Veranstaltung ranken, hat im Laufe der Zeit gewechselt. Die ersten Weltausstellungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden von der Wirtschaft und ihren Produkten beherrscht. In London zeigten 1851 genau 13 668 Firmen und 23 Länder die Waren der damaligen Zeit, in Wien 1873 waren es schon 53 000 Firmen und 35 Länder. Und das waren die Exponate: Lokomotiven und Orgeln, Kanonen und Möbel, Webstühle und Produkte aus Wolle, Leder, Papier, Glas, Holz und Porzellan, Fahrzeuge und ganze Arbeiterwohnhäuser.

Die Londoner Weltausstellung war ökonomisch erfolgreich, die Wiener ging an einem Börsenkrach (und an der Cholera) zugrunde. Das wirtschaftliche Risiko der Veranstalter war schon damals hoch. Nur den Diszipliniertesten gelang es, am Schluss schwarze Zahlen zu schreiben. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts übernahmen spezielle Handelsmessen die Aufgaben, die bis dahin von den Weltausstellungen wahrgenommen worden waren. Diese suchten nach neuen Themen und fanden sie in der „feineren“ Technik (Elektrotechnik), in den Künsten und im Kunstgewerbe. Die neuen Perspektiven schlugen sich in den Titeln nieder (1925 Paris, 1933 Chicago, 1937 Paris). Die menschliche Gesellschaft, so lautete die Botschaft, muss ihre Existenz durch langfristige Prognosen absichern. „Ich habe die Zukunft gesehen“ stand auf den Buttons, mit denen die Besucher die New Yorker Weltausstellung 1939/1940 verließen.

Die Aussteller versammelten sich auch nicht mehr unter einem Dach, sonder errichteten nationale Pavillons. Im Jahr 1928 schlossen sich 37 Staaten zum „Bureau International des Expositions“ zusammen, das heute noch Weltausstellungen vergibt und mitgestaltet. Seitdem sind sie auch definiert: „… deren Hauptzweck … es ist, die in einer zivilisierten Gesellschaft auftretenden vielfältigen Bedürfnissen zu erkennen, und aufzuzeigen, welche Wege bereits beschritten worden sind oder beschritten werden können, um diesen Bedürfnissen gerecht zu werden.“

Nach den Schrecken des 2. Weltkrieges wurde erneut nach neuen Inhalten und Programmen für Weltausstellungen gesucht. Das jeweilige Motto wurde um die Kategorie des Humanen ergänzt (Brüssel 1958, Montreal 1967, Osaka 1970, Seattle 1962 und Sevilla 1992).

Im Vordergrund standen allerdings erneut technische Sensationen (Atommodelle = Atomium von 1958 in Brüssel, oder Sputniks). Osaka bildete mit seinen 62 Millionen Besuchern den quantitativen Höhepunkt aller Weltausstellungen, wobei auf eine Selbstpräsentation der Industrie und vor allem auf Entertainment gesetzt wurde.

Als am 01.Mai 1851 zu den Klängen von Händels „Messias“ die erste Weltausstellung in London eröffnet wurde, konnten die Besucher im futuristischen Kristallpalast ungewöhnliche Dampfmaschinen, nie gesehene Elefanten und exotische Kunst bestaunen. In Paris, 1889, war der Eifelturm als höchstes Bauwerk der Welt die Sensation. Und noch 1958 ließen sich die Menschen in Brüssel vom „Atomium“ verblüffen. Alles nicht mehr zeitgemäß, sagen die Unterhaltungsexperten. Das signifikante, alles überdauernde Wahrzeichen gab es auf der EXPO 2000 nicht.

 

Ob die EXPO 2000 ein Quantensprung war, mag bezweifelt werden. Doch gilt wohl als sicher, dass Hannover in der Geschichte der Weltausstellungen einen Meilenstein markiert – durch eine Abkehr vom früheren Fortschrittsglauben und eine Abkehr von der Formel „Höher, schneller, weiter“.

 

Quelle: Dieter Eisgeld / Anne Einkel-Kirch