Bismarck  06.01.2011  3 SAT

…zugleich erkennt Bismarck die politische Sprengkraft der notleidenden Arbeiter und führt die Kranken- und Unfallversicherung ein. So will der Kanzler die Arbeiter für sich gewinnen.

Bismarck hat hier eine sehr fortschrittliche Sozialpolitik gemacht, andererseits verfolgte er hiermit ganz reaktionäre Absichten – nämlich die Arbeiterschaft sollte ruhig gestellt werden.

Bismarck litt unter vielen Krankheiten (u.a. nervöse Gesichtsschmerzen, die ihn oftmals sogar an Terminwahrnehmungen und an seiner Arbeit hinderten). Die Trink und Fresssucht bestimmten sein Leben. Schon zum Frühstück gab es Schweinshaxe und Gänsebraten. Die Ermahnungen seiner Ärzte ignoriert Bismarck, bis sein kranker Körper 132 kg auf die Waage brachte. Erst dem jungen Arzt Ernst Schwenginger gelingt es, den Kanzler zur Vernunft zu bringen. Er erkennt seelische Gründe für dessen Fress- und Trinksucht.

Wegen seiner erfolgreichen Außenpolitik gilt der Kanzler als Garant des Friedens in Europa. Er ist gegen Kolonien und Millitäreinsätze im Ausland. Zu sehr befürchtet er sein Reich zu gefährden. Gerade Außenpolitisch beginnt er sich 1879 zu verzetteln. Es kommt zum Abschluss des Zweibunds mit Österreich, dem später noch Italien beitreten wird. Zudem schmiedet er mit Österreich und Russland ein Dreikaiserabkommen. Dadurch ist das Deutsche Reich mit fast jeder europäischen Macht (bis auf Frankreich und England) verbündet.

In der Kolonialpolitik ändert Bismarck überraschend 1884 seinen Kurs. Er sichert dem Deutschen Reich Land in Afrika und im Indischen Pazifik. Das Kolonialfieber der Deutschen brachte ihm bei den nächsten Wahlen den gewünschten Erfolg. Das Deutsche Reich hat sich von einem Agrarstaat in einen Industriestaat gewandelt. Die Bevölkerung wandert vom Land in die Städte ab, um dort Arbeit zu finden. Diesem überraschenden Wandel ist der alternde Kanzler nicht mehr gewachsen.

In der Außenpolitik schafft er 1885 nochmals einen großen Erfolg, indem er einen Krieg zwischen Österreich und Russland verhindert. Der Preis hierfür: Der Zerfall des Dreikaiserbündnisses der drei Staaten.

Am 09. März 1888 stirbt Kaiser Wilhelm. 26 Jahre lang hat er gemeinsam mit Bismarck Preußen und das Deutsche Reich regiert. Sein Nachfolger ist Kronprinz Friedrich III.

Der neue Kaiser hat Kehlkopfkrebs und er stirbt nach nur 99 Tagen Regentschaft.

Sein Sohn, Wilhelm II. kommt an die Macht. Für Bismarck beginnen zwei zermürbende Jahre.  Zu unterschiedlich sind ihre politische Haltungen. Wilhelm II. will die harten Sozialistengesetze entschärfen, doch sein Kanzler weigert sich. Bismarck verliert an Macht und Einfluss. Wie in vielen europäischen Zeitungen veröffentlicht, geht „der Lotse von Bord“.

Ende März. 1890,  kurz vor seinem 75 Geburtstag, schreibt er seinen Rücktritt und verlässt Berlin. Die Deutschen verehrten ihn als den Helden des Deutschen Reiches. Er war der Held der „Deutschen Einheit“. Sein Bild in der Öffentlichkeit will der alte Reichskanzler jedoch selbst mitgestalten, so dass er sich entschließt, seine Memoiren zu schreiben. Er strickt die Legende des eigenen Lebens, indem er viele Halbwahrheiten und sogar Lügen niederschreibt (seinen verbissenen Kampf gegen die Katholiken schiebt er z.B. seinem Minister Falk in die Schuhe. Die spanische Kronkrise von 1870 stellt er falsch da).

Im November 1894 stirbt seine Frau Johanna – nach einer 48jährigen Ehe. Mit ihrem Tot schwindet Bismarcks Lebensenergie. Es wird einsam um ihn.

Bismarcks 80ster Geburtstag wird noch einmal mit allen Ehren gefeiert. Im Juli 1898 bekommt Bismarck eine Lungenentzündung. Seine Tochter Marie pflegt den Vater. 30.Juli 1898 – der große Staatsmann stirbt. Durch Bestechung gelingt es zwei Fotografen ein Foto von dem Leichnam zu machen, doch kommt es nicht zur Veröffentlichung. Sie werden verhaftet und zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit wird Otto von Bismarck an der Seite seiner Frau – in Friedrichsruhe – beigesetzt.

Sein Image wurde durch einen Skandal in der Familie bedroht. Herbert von Bismarck, sein Sohn und engster Berater, hatte ein Liebesverhältnis mit Elisabeth Karolatt Beuten ??. Sie ist 10 Jahre älter, frisch geschieden, entstammt der Hocharestokratie und das schlimmste: sie ist Katholikin. Herbert gibt bald dem Druck der Eltern nach und trennte sich von seiner Geliebten.